Olivenöl: das flüssige Gold

Olivenöl: das flüssige Gold

Olivenbäume sind perfekt an den spärlichen Regen rund ums Mittelmeer angepasst, sie wurzeln auch auf armen Böden so tief, dass sie an Wasser gelangen. Anscheinend beeinflusst das harsche Klima und der ewige Wind die Pflanzen, das Öl, das aus den Oliven aus Cadaqués gepresst wird, ist kräftiger im Geschmack als das Öl der Ebene um Roses. Das mag man oder man mag es nicht, viele Cadaquésenquer schwören auf ihr Öl und auch die Sommergäste aus Barcelona nehmen gerne eine Flasche mit.

In den letzten Jahren sind eine ganze Menge Olivenhaine um das Dorf wieder hergerichtet worden. Die Arbeit hat sich im Lauf der Jahrhunderte nur wenig geändert, auch wenn man heute einige technische Hilfsmittel zur Verfügung hat, die es früher nicht gab. Das Jahr beginnt mit dem Beschneiden der Oliven, die Kronen müssen ausgedünnt und die Bäume niedrig gehalten werden. Diese Arbeiten werden im Januar und Februar erledigt.

Im Frühling kann man taube Oliven aufpropfen, dazu werden Bäume, die keine guten Oliven geben, relativ dicht über dem Boden abgesägt. An der Schnittstelle macht man mit einem scharfen Messer einen Schlitz in die Rinde, in die ein kleines Stück eine Zweiges einer guten Olive eingesetzt wird. Die Schnittstelle wird mit einem Bindfaden umwickelt und mit einem Stein (oder moderner mit einer Platsiktüte) gegen das Austrocknen geschützt. Das Propfen ist eine Wissenschaft für sich, und die Erfolgsquote ein Indikator für die Erfahrung des Olivenbauers.

Während des ganzen Jahres muss der Boden des Olivenhains sauber gehalten und von Gräsern und Büschen befreit werden, sonst hat man es bei der Ernte schwer, die Oliven zwischen dem Gestrüpp heraus zu klauben. Ob man dafür die chemische Keule einsetzten darf, ist ein kontrovers diskutiertes Thema, in einigen Olivenhainen um Cadaqués wächst kaum noch ein Grashalm und das hat natürlich auch Auswirkungen auf Insekten, Echsen und Vögel, die normalerweise zwischen den Oliven leben.

Eine Arbeit, die auch immer wieder anfällt, ist die Instandhaltung der Steinmauern, die die einzelnen Terrassen voneinander abgrenzt. Der Zahn der Zeit und die Wildschweine sorgen dafür, dass sie immer wieder ausgebessert werden müssen. Bis heute macht man das wie vor tausenden von Jahren: ohne (oder auch mit) Zement werden passende Steine sorgfältig aufeinander geschichtet. Dafür braucht man ein gutes Auge und viel Erfahrung: gute Mauerbauer sind gefragt und werden unter Freunden weiter vermittelt.

Die Olivenernte beginnt Ende Oktober oder Anfang November, je nach Wetterlage. Um das Cap de Creus kann man zum Ernten der Oliven Technik begrenzt einsetzten, während in den ebenen Olivenplantagen in anderen Landesteilen die Oliven halbautomatisch geerntet werden können, ist hier immer noch viel Handarbeit gefragt. Unter den Bäumen werden große Planen oder Netze ausgelegt, dann schüttelt man die Oliven mit einer Art elektrischen Harke von den Bäumen. An schwer zugänglichen Stellen wird mit der Hand gepflückt, und die Früchte, die durch Wind oder Trockenheit auf dem Boden gelandet sind, müssen in den meisten Fällen mühsam von Hand aufgelesen werden.

In Cadaqués gibt es keine Ölmühle, so das die Oliven nach der Ernte nach Roses oder Gariguella gebracht werden müssen. Bringt man mindestens 600 Kg, bekommt man das Öl der eigenen Oliven, sind es weniger, werden sie mit den Oliven anderer Kunden gemischt – dieses Öl hat dann nicht den herben, in manchen Jahren sogar rauchigen Geschmack der Oliven aus Cadaqués.

Der kommerzielle Olivenanbau fand ein jähes Ende, als im Februar 1956 ein strenger Frost die meisten Olivenbäume um das Dorf erfrieren ließ. Während der 60iger und 70iger Jahre des 20. Jahrhunderts kamen immer mehr Touristen nach Cadaqués, so das die Olivenbauern zum Glück eine Alternative hatten und sich ihren Lebensunterhalt im Tourismus verdienen konnten. Die harte Arbeit in den Olivenhainen hatte ein Ende.

Auch der Weinanbau hat um Cadaqués eine lange Geschichte. Viele Familien hatten neben dem Olivenhain auch Weinreben, wenn man Geld brauchte, verkaufte man etwas Wein oder Öl. Auch hier fiel im Lauf des Jahres viel Arbeit an: beim Beschneiden der Reben, dem ewige Kampf gegen das Unkraut und dem Schwefeln der Trauben half die ganze Familie. Die Weinlese war der Höhepunkt des Jahres: Freunde und Verwandte halfen und wurden dafür mit einem üppigen Essen zwischen den Reben belohnt.

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